Candlesticks & Oszillatoren

Candlesticks & Ozillatoren

Der Börsenhandel besteht zu 80 Prozent aus Psychologie! Wer hat diesen Satz nicht schon einmal gehört? Wenn diese Aussage stimmt, wäre es dann nicht von Vorteil, seine Handelsentscheidungen weniger von technischen Faktoren wie zum Beispiel Indikatoren auf Basis des Preises (die ja von Natur aus schon dem tatsächlichen Preis nachlaufen) oder Fundamentaldaten abhängig zu machen, sondern sich eingehender mit der momentan vorherrschenden Stimmung zu beschäftigen? Doch wie kann man die Stimmung der Masse, die sich ja von Zeit zu Zeit schlagartig ändert, objektiv messen oder sichtbar machen?

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Candlestick Charts bieten hierfür einen brauchbaren Lösungsansatz. Zwar zeigen Candlestick Charts keine anderen Informationen als auch Balkencharts (Eröffnung, Hoch, Tief, Schlusskurs) aber diese Informationen werden durch Candlesticks visuell wesentlich besser aufbereitet. Ein flüchtiger Blick reicht oftmals schon aus, um die aktuelle Marktsituation zu erkennen. Besonders die Stimmungsänderungen von einem auf den anderen Tag sowie innerhalb eines Handelstages werden durch die einzelnen Kerzen unter bestimmten Vorraussetzungen sehr gut sichtbar gemacht.

Chartanalyse

Candlestick Muster

Wenn zum Beispiel der Kurs eines Wertpapiers für einen gewissen Zeitraum fällt und sich plötzlich eine grüne, große Kerze bildet, die größer ist als die vorhergehende rote Kerze und deren Körper umschließt (Bild 1), kann man daraus eine Stimmungsänderung der Marktteilnehmer ableiten. Der Kurs muss also so weit gefallen sein, dass die Mehrzahl der Anleger den Preis der Aktie für akzeptabel hält und sich traut einzusteigen.

Bild 1: Bullish Engulfing Pattern

Am 10.10. entstand eine grüne Kerze, die den vorhergehenden, roten Kerzenkörper umschloss. Mit dieser Kerze wurde eine Wende im Kursverlauf eingeleitet. Eine schwarze Kerze, gefolgt von einer weißen Kerze, die mit ihrem Körper den Körper der vorhergehenden  Kerze umschließt. Der Kurs wird mit recht hoher Wahrscheinlichkeit in den kommenden Tagen ansteigen.

Bullish Engulfing

Auch der umgekehrte Fall, eine große, rote Kerze, die einem Kursanstieg folgt und den Körper der vorhergehenden grünen Kerze umschließt, eignet sich zur Lokalisierung einer potenziellen Umkehr des vorherrschenden (Aufwärts-)Trends im Preis desWertpapiers (Bild 2). Sicher gibt es auch hier Fehlsignale, die es gilt herauszufiltern. Doch dazu später mehr.

Bild 2: Bearish Engulfing Pattern

Die rote Kerze am 19.6. zeigte aufgrund ihrer Größe, verglichen mit den vorangegangenen beiden Kerzen, deutlich die Gefahr einer Verbilligung der Aktie an. Eine weiße Kerze, gefolgt von einer schwarzen Kerze, die mit ihrem Körper den Körper der vorhergehenden Kerze umschließt. Der Kurs wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in den kommenden Tagen nachgeben.

Bild 2 Bearish Engulfing Pattern

Weitere Beispiele für eine Stimmungsänderung sind ein Hammer oder auch ein Shooting Star. Der Kurs einer Aktie oder eines Index eröffnet schwach, fällt sofort nach der Eröffnung, fängt sich aber im Laufe des Tages wieder und schließt dann doch noch über oder nahe seiner Eröffnung. Gut ausgeprägt erkennt man hier ein Muster, welches auch als Hammer bezeichnet wird. Ein kleiner Kerzenkörper in Verbindung mit einem langen, unteren Schatten (Bild 3). Folgt eine solche Kerze einem stärkeren Kursverfall, besteht die Möglichkeit, dass sich die gute Stimmung noch über die folgenden Tage weiter fortsetzen wird oder sich sogar verstärkt.

Bild 3: Hammer

Die Kerze am 12.3. hat einen langen, unteren Schatten, der davon herrührt, dass der Kurs der Aktie im Laufe des Tages stark gefallen ist, vor Handelsschluss aber noch nach oben gedreht hat. Diese Stimmungsänderung der Marktteilnehmersetzte sich auch in den folgenden Tagen fort. Eine weiße oder schwarze Kerze mit sehr kleinem Körper und einem langen unteren Schatten. Der Kurs hat im Laufe des Handelstages stark nachgegeben, sich aber vor Handelsende wieder erholt. Eine Fortsetzung des Kursanstiegs ist wahrscheinlich.

 Bild 3 Hammer

Das Gleiche gilt auch im umgekehrten Fall. Ein langer, oberer Docht in Verbindung mit einem kleinen Kerzenkörper (Shooting Star) könnte eine Stimmungsveränderung zu Ungunsten des Kurses ankündigen (Bild 4).

Bild 4: Shooting Star

Der lange Docht der Kerze am 17.6. signalisiert eine Trendumkehr. Der Preis des Wertpapiers stieg im Laufe des Handelstages stark an, kehrte jedoch noch vor Börsenschluss wieder um und schloss tiefer als am Vortag. Ein kleiner weißer oder schwarzer Kerzenkörper, dessen Docht sehr lang ist. Die Kerze zeigt an, dass das Tageshoch nicht gehalten und der Kurs vor Handelsende wieder stark nachgegeben hat.

Bild 4 Shooting Star

Bild 5: Up- und Down-Gap

Dem starken Kursverlust inklusive Down-Gap im März folgt ein Up-Gap. Diese Formation ist auch unter dem Namen Island Reversal bekannt und zeigt, dass das Momentum des Up-Gaps noch einige Zeit anhält.

Bild 5 Up- und Down-Gap

Up-Gap: Die Eröffnung der zweiten Kerze liegt weit über dem Schlusskurs der vorangegangen Kerze. Auch Hoch der ersten Kerze und Tief der zweiten Kerze berühren sich nicht. Dieses Muster lässt auf  einen starken positiven Stimmungsumschwung außerhalb der Handelszeiten schließen, der sich eventuell fortsetzen kann.

Down-Gap: Die Eröffnung der zweiten Kerze liegt weit unter dem Schlusskurs der vorangegangen Kerze. Auch Tief der ersten Kerze und Hoch der zweiten Kerze berühren sich nicht. Dieses Muster lässt auf einen starken  egativen Stimmungsumschwung außerhalb der Handelszeiten schließen, der sich eventuell fortsetzen kann.

Nun funktionieren derartige Muster mit Candlesticks allerdings am zuverlässigsten im Kontext der vorangegangenen Kursbewegung. Ein Hammer, nahe oder auf einem Jahreshoch, ist bei weitem nicht so aussagekräftig wie zum Beispiel auf einem Jahrestief. Je weiter sich der Kurs des Wertpapiers in einem Extrembereich befindet, desto wahrscheinlicher wird es, dass er sich in Zukunft wieder in die andere Richtung bewegt. Aber wie lassen sich diese Extremzonen objektiv lokalisieren?

Chartanalyse

Oszillatoren als Filter

Hier kommen Indikatoren, genauer gesagt Oszillatoren, ins Spiel. Einer dieser Oszillatoren ist der Relative Strengh Index. Der RSI in seiner Standardeinstellung zeigt zum Beispiel sehr gut an, wann sich der Kurs eines Wertpapiers in einem Extrembereich befindet. Werte über 70 zeigen einen stark überkauften Markt an, wohingegen Werte unter 30 für einen überverkauften Markt sprechen. Handelsentscheidungen, die ausschließlich auf dem aktuellen Wert des RSI basieren, selbst wenn der sich im überkauften bzw. überverkauften Bereich bewegt, weisen keine hohe Trefferquote auf. Dies liegt daran, dass sich der Wert eines Oszillators während eines Trends über einen längeren Zeitraum entweder oberhalb von 70 oder unter 30 aufhalten kann.

Wenn sich aber der RSI z.B. im überverkauften Bereich (unter 30) befindet und sich in dieser Phase eines der oben genannten, bullischen Candlestick-Umkehrmuster bildet, steigt die Wahrscheinlichkeit einer tatsächlichen Umkehr stark an (Bild 6). Einzeln genommen können beide Handelsansätze keine besonders hohe Treffergenauigkeit vorweisen. Kombiniert man jedoch Candlesticks mit einem Oszillator (in diesem Fall mit dem RSI), wirken diese dann wie eine Umkehrbestätigung in den Extremzonen des Oszillators und man kann mit sinnvoll gesetzten Stopp Loss Orders gute Gewinne erwirtschaften.

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Bild 6: Zwei Beispiele mit Stopps

In diesem Chart sind gleich zwei Bespiele mit verschiedenen Candlestick-Umkehrmustern vorhanden. Am 24.7. ein Hammer in Verbindung mit einem RSI unter 30 und am 10.10. ein kleiner Hammer, gefolgt von einer großen, grünen Kerze, während der RSI sich abermals unter 30 befindet.

Bild 6 Zwei Beispiele mit Stopps.png

Ausstieg und Verlustbegrenzung

Der Ausstieg im Falle einer Bewegung zu Ungunsten des Anlegers sollte jedoch schnell und konsequent geschehen, da ja gegen den vorherrschenden Trend gehandelt wird. Hierbei empfiehlt sich die Platzierung einer Stopp Loss Order direkt unter beziehungsweise über der Kerze, die den Trade eingeleitet hat (Bild 6). Wenn sich der Kurs in die prognostizierte Richtung bewegt, bieten sich mehrere Varianten zum Ausstieg an.

Die wohl zu favorisierende Ausstiegsstrategie ist der Trailing Stopp. Hier wird die anfänglich gesetzte Stopp Loss Order in mehreren Schritten bis zu dem Preis nachgezogen, an dem sie schließlich ausgelöst wird. Dies kann sowohl täglich geschehen, als auch in größeren Abständen. Bei dem beschriebenen Setup empfiehlt sich jedoch eine tägliche Stopp Loss Anpassung, da der Kurs dazu neigt, sich schnell und heftig aus seinem überkauften bzw. überverkauften Bereich zu bewegen.

Das Setup

Longeinstieg:

  1. Der RSI befindet sich momentan in seinem überverkauften (unteren) Extrembereich (< 30).
  2. Ein bullisches Candlestick-Muster hat sich gebildet.

Longausstieg:

  1. Unter dem Tief des bullischen Musters wird eine Stopp Loss Order platziert.
  2. Die Stopp Loss Order wird bei einem steigenden Preis täglich dem Kurs Candle für Candle nachgezogen (Trailing Stopp).

Shorteinstieg:

  1. Der RSI befindet sich momentan in seinem überkauften (oberen) Extrembereich (> 70).
  2. Ein bärisches Candlestick-Muster (siehe oben) hat sich gebildet.

Shortausstieg:

  1. Über dem Hoch des bärischen Musters wird eine Stopp Loss Order platziert.
  2. Die Stopp Loss Order wird bei einem fallendem Preis täglich dem Kurs Candle für Candle nachgezogen (Trailing Stopp).
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Automatische Suche

Ein weiterer Vorteil dieser Handelsmethodik besteht darin, dass man mit Hilfe einer Filterfunktion der Chartanalyse-Software schnell und unproblematisch große Mengen von Charts durchsuchen (scannen) kann. Viele moderne Chartanalyse-Programme bieten die Möglichkeit, selbst die Filterkriterien festzulegen, nach denen gesucht werden soll. So kann man sich ohne großen Arbeitsaufwand täglich einen Überblick verschaffen, welche Wertpapiere reif für eine Umkehr sein könnten.

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Autor: Marcus Lirka

Quelle: TRADERS' Mag.

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