Point & Figure-Charts – Entdecken Sie die Vorteile dieser „exotischen“ Charttechnik (Teil 3)

Pivot Points

Nach der ersten Enführung in die Konstruktion und die Chartformationen der Point & Figure Charts geht es dieses Mal um Kurszielberechnungen und das Risikomanagement. Eine sorgfältige Analyse des Chance/Risiko-Profils eines Trades ist für jeden Anleger von elementarer Bedeutung. Das Risiko kann auf einem Point & Figure-Chart leicht bestimmt werden, indem Sie bei einem Long Trade den Stopp unter das Tief der letzten O-Spalte setzen. Bei einem Short Trade kann der Stopp über dem Hoch der letzten X-Spalte platziert werden. Sofern die von uns definierte Stoppmarke gebrochen wird, ergibt sich ein Double Top- beziehungsweise Double Bottom-Handelssignal.


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Point & Figure-Charts – Entdecken Sie die Vorteile dieser „exotischen“ Charttechnik (Teil 1)

Point & Figure-Charts – Entdecken Sie die Vorteile dieser „exotischen“ Charttechnik (Teil 2)


Obwohl der Parameter „Risiko“ für Sie als Trader die wahrscheinlich wichtigere Größe darstellt, interessiert Sie selbstverständlich auch die Chance, die mit einem Investment verbunden ist. Die Technische Analyse bietet hierzu viele Ansätze wie zum Beispiel charttechnische Unterstützungs- und Widerstandsmarken, Trendlinien, Fibonacci Retracements oder Indikatoren wie den 200 Tage Gleitenden Durchschnitt. Die Point & Figure-Charttechnik kennt dagegen nur zwei Methoden zur Kurszielberechnung: den Vertical Count und den Horizontal Count. Der Vertical Count (senkrechte Methode) kann jederzeit eingesetzt werden, während der Horizontal Count (waagerechte Methode) ausschließlich bei Ausbrüchen aus Trading Ranges, also aus Formationen, die sich über mehrere Spalten erstrecken, Anwendung findet.

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Der Vertical Count

Um das bullische Kursziel mittels eines Vertical Counts zu bestimmen, identifi zieren Sie das erste gültige Kaufsignal nach einem Abwärtstrend. Diesem Kaufsignal muss eine Korrektur in Form einer O-Spalte folgen, die dazu dient, das Kaufsignal und die Höhe der X-Spalte zu bestätigen.

Das bullische Kursziel wird nun nach folgender Formel bestimmt:

  • Tief der X-Spalte + (Anzahl der X in der X-Spalte x Reversal-Größe x Boxgröße)

Beim Bearish Vertical Count wird generell eine Reversal-Größe von zwei Boxen unterstellt. Die Formel lautet somit:

  • Hoch der O-Spalte - (Anzahl der O in der O-Spalte x 2 x Boxgröße)

Der Horizontal Count

Wie eingangs erwähnt, findet der Horizontal Count ausschließlich Anwendung bei Ausbrüchen aus Formationen, die mehrere Spalten umfassen. Beim Bullish Horizontal Count wird die Anzahl der Spalten der breitesten und ungebrochenen Stelle der Bodenbildungsformation ermittelt. Im Gegensatz zum Vertical Count ist zu beachten, dass nicht das Tief der X-Spalte, sondern das Tief der Formation als Ausgangsbasis für die Berechnung dient. Das Kursziel wird somit wie folgt ermittelt:

  • Tief der Formation + (Anzahl der Spalten der Formation x Reversal-Größe x Boxgröße)

Bei der Kurszielberechnung durch den Bearish Horizontal Count wird ebenfalls eine Reversal-Größe von zwei Boxen unterstellt. Als Ausgangsbasis dient in diesem Fall das Hoch der Formation:

  • Hoch der Formation - (Anzahl der Spalten der Formation x 2 x Boxgröße)

Fazit: Kurszielberechnung

Die Beispiele in Bild 1 und 2 verdeutlichen, dass die Kurszielberechnungen ein hilfreiches Werkzeug sind, um eine „Idee“ hinsichtlich der möglichen preislichen Ausdehnung eines Trends zu entwickeln. Bitte beachten Sie jedoch, dass diese Kursziele keineswegs „in Stein gemeißelt“ sind und nicht selten über- oder unterschritten werden.

Beide Techniken können unterschiedliche Kursziele anzeigen. Vor diesem Hintergrund ist es ratsam, Kursziele durch den Einsatz beider Techniken zu bestimmen, sofern ein Horizontal Count möglich ist.

Bild 1: Bullish Vertical Count im TecDAX

Bild 1 Bullish Vertical Count im TecDAX

Bild 1: Der Vertical Count kann jederzeit zur Bestimmung von Kurs(korrektur)zielen eingesetzt werden.

Bild 2: Bullish Horizontal Count im TecDAX

Bild 2 Bullish Horizontal Count im TecDAX

Bild 2: Um den Horizontal Count verwenden zu können, muss sich der Markt zuvor in einer Trading Range bewegt haben.

Der Bullish Percentage Index

Ein wichtiger Aspekt für einen Aktieninvestor ist die Frage, wie nachhaltig sich eine bestimmte Entwicklung des Marktes darstellt. Dieser Sachverhalt ist von elementarer Bedeutung, da Regressionsanalysen beweisen, dass der Gesamtmarkt für einen Großteil der Rendite beziehungsweise des Risikos eines Aktieninvestments verantwortlich ist. Um die Frage nach der „Marktbreite“ beziehungsweise der „Gesundheit“ zu beantworten, können Sie eine Reihe von Instrumenten verwenden, die Ihnen die Technische Analyse zur Verfügung stellt. Darunter fallen beispielsweise Advance/Decline-Studien, die Ermittlung der Anzahl von Aktien über dem 50 oder 200 Tage Gleitenden Durchschnitt oder Volumenanalysen. Diese Marktindikatoren werden dann mit der Entwicklung des Index verglichen und auf mögliche Divergenzen hin überprüft. 

Für alle soeben angeführten Methoden gilt, dass sie unabhängig vom zugrunde liegenden Trend ermittelt werden. Ein Wertpapier kann beispielsweise nach einem starken Kursanstieg nun in einen Abwärtstrend gewechselt haben und weiterhin über dem 200 Tage Gleitenden Durchschnitt notieren. Der traditionelle „Aktien über 200 Tage Gleitenden Durchschnitt“-Marktindikator würde dies als positiv verzeichnen, obwohl der Trend bereits abwärts gerichtet ist.

Die US-amerikanische Firma Chartcraft hat in den 1950er Jahren einen Marktindikator namens „Bullish Percentage Index“ entwickelt. Seine Berechnung ist denkbar einfach: In einem Index, zum Beispiel dem DAX oder S&P 500, wird die Anzahl der Aktien ermittelt, die sich auf dem Point & Figure-Chart im Kaufmodus befinden, und dann durch die Gesamtanzahl der Aktien geteilt. Damit wird dem vorherrschenden Trend Rechnung getragen. Das so berechnete Ergebnis kann Werte zwischen null und 100 Prozent annehmen und wird wiederum auf einem Point & Figure-Chart abgetragen. Hinsichtlich der Skalierung ist zu beachten, dass die Boxgröße bei Bullish Percentage Indizes generell zwei Prozent(punkte) beträgt. Die vordefi nierte Bandbreite zwischen null und 100 Prozent wird nun, ähnlichem einem Oszillator, in einen überkauften, normalen und überverkauften Bereich eingeteilt. Der Bereich unter 30 Prozent gilt dabei als überverkauft, der über 70 Prozent als überkauft.

Bild 3: Bullish Percentage Index der NYSE.

Bild 3 Bullish Percentage Index der NYSE

Bild 3: Auf dem Bullish Percentage Index wird der prozentuale Anteil der Aktien eines Index abgetragen, die sich auf dem Point & Figure-Chart im Kaufmodus befinden.


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Point & Figure-Charts – Entdecken Sie die Vorteile dieser „exotischen“ Charttechnik (Teil 1)

Point & Figure-Charts – Entdecken Sie die Vorteile dieser „exotischen“ Charttechnik (Teil 2)


Selbstverständlich ist es möglich, wie auf Kurscharts die Kauf- oder Verkaufssignale für diesen Indikator zu ermitteln. Dabei ist es jedoch sehr aufschlussreich zu wissen, in welchem Sektor ein Signal auftritt. Insgesamt gibt es sechs Marktzustände, die der Bullish Percentage Index einnehmen kann. Der erste Marktzustand nach einem Bärenmarkt ist der sogenannte „Bull Alert“. Der Bullish Percentage Index verlässt dabei die überverkaufte Zone, steigt also über die Marke von 30 Prozent, ohne jedoch das Hoch der letzten X-Spalte zu durchbrechen. Der Bull Alert ist das erste Indiz, das auf eine Trendumkehr hindeutet. In diesem Marktzustand können Sie erste Long-Investitionen in starken Aktien vornehmen.

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Steigt der Bullish Percentage Index jenseits des überverkauften Sektors weiter an und durchbricht das Hoch der letzten X-Spalte, lautet der neue Status „Bull Confirmed“. Der Trend des Marktes ist eindeutig aufwärts gerichtet und Sie können Investitionen auf der Long-Seite vornehmen. Gewöhnlich werden Impulsbewegungen durch Korrekturen unterbrochen. Dies ist auch beim Bullish Percentage Index der Fall. Wenn er ein 3-Box-Reversal unterhalb der Marke von 70 Prozent vollzieht, wird dies als „Bull Correction“ bezeichnet. Auf Kurscharts dürfte diese Phase als milde Korrektur oder Konsolidierung erkennbar sein.

Nach einem ausgeprägten Anstieg des Aktienmarktes notiert der Bullish Percentage Index im überkauften Sektor, also jenseits der Marke von 70 Prozent. In dieser Phase können Sie erste Long-Positionen schließen und Gewinne realisieren oder Stopps eng nachziehen. Neukäufe sollten in dieser Phase nicht mehr vorgenommen werden. Zwar kann sich der Kurstrend weiter fortsetzen, doch das Chance/Risiko-Verhältnis ist im Allgemeinen als eher ungünstig einzustufen. Fällt der Bullish Percentage Index unter die Marke von 70 Prozent zurück, ohne jedoch das Tief der letzten OSpalte zu verletzen, wird dies als „Bear Alert“ bezeichnet. Der Bear Alert stellt ein erstes Indiz dafür dar, dass sich der bisher übergeordnete bullische Trend umkehren kann. Erste vorsichtige Short-Positionen in schwachen Aktien können vorgenommen werden.

Fällt der Bullish Percentage Index jenseits des überkauften Sektors weiter und durchbricht das Tief der letzten O-Spalte, lautet der neue Status „Bear Confi rmed“. Der Trend des Marktes ist nun eindeutig abwärts gerichtet. Sie sollten Long-Positionen verkaufen und möglicherweise sogar Short-Investments aufbauen. Wie ein Aufwärtstrend verläuft auch ein Abwärtstrend gewöhnlich nicht linear, sondern wird durch Korrekturen unterbrochen. Wenn der Bullish Percentage ein 3-Box-Reversal oberhalb der Marke von 30 Prozent vollzieht, wird dies als „Bear Correction“ bezeichnet. Auf Kurscharts wird dies in der Regel als Pause oder Zwischenerholung beschrieben.

In Bild 3 sehen Sie den NYSE Bullish Percentage Index, in den sämtliche an der New York Stock Exchange notierten Aktien eingehen und der deshalb als marktbreitester (US-amerikanischer) Indikator bezeichnet werden kann.

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Fazit: Bullish Percentage Index

Der Bullish Percentage Index hat gegenüber den traditionellen Marktindikatoren wie der A/D-Linie den Vorteil, dass der jeweilige Kurstrend berücksichtigt wird. Der Indikator zeigt zudem an, in welcher Phase des Trends der Markt sich befi ndet. Nach meinen Erfahrungen sind die Signale im überverkauften Sektor besonders aussagekräftig. Nach Baissen sollte dem Bullish Percentage Index daher besonderes Interesse gelten. Die in diesem Artikel gesammelten Erkenntnisse können Sie im Kontext eines einfachen taktischen Asset Allocation-Prozesses einsetzen, beispielsweise um die Aktieninvestitionsquote zu bestimmen.

Autor

Thomas Kaschel

Thomas Kaschel

Thomas Kaschel verfügt über die Analystendiplome CIIA (Certified International Investment Analyst) und MFTA (Master of Financial Technical Analysis).

Quelle: TRADERS' Mag.


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