Trading Range - Testen Sie Ihre Grenzen!

Trading Range

Während die meisten Trader probieren eine starke Bewegung mit einer klaren Richtung zu handeln, gibt es auch Optionen in einem Seitwärtsmarkt Geld zu verdienen. Der Großteil der Trendfolgesysteme produziert hier häufig Fehlsignale und kann nicht erfolgreich angewandt werden. Bewegt sich ein Markt zwischen einer Unterstützungs- und einer Widerstandszone nennt man dies eine Trading Range.

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Wie erkenne ich eine Trading Range?

Zeigt der Chart einen seitwärtsverlaufenden Kursverlauf, welcher durch zwei Zonen begrenzt wird, so handelt es sich um eine Trading Range. In der (oberen) Begrenzungszone, dem Widerstandsbereich, erfolgen immer wieder Gewinnmitnahmen (von Long-Positionen) der Marktteilnehmer und/oder es werden Short-Positionen eröffnet. Im Unterstützungsbereich schließen die Händler immer wieder ihre Short-Positionen und eröffnen gegebenenfalls Long-Positionen, sodass der Kurs wieder nach oben dreht.

Verwendet man den Kerzenchart, sollte man jedoch genau zwischen den Lunten/Dochten und den Körpern differenzieren. Wird bei einer Range z.B. die obere Begrenzung durchbrochen, aber der Schlusskurs liegt wieder innerhalb der Range, ist das kein nachhaltiger Ausbruch und wir befinden uns weiterhin in der Seitwärtsphase (siehe Bild 2). Aus diesem Grund macht es Sinn die relevanten Chartmarken anhand der Kerzenkörper anstatt der Lunten/Dochte festzumachen.

Desto länger der Kurs in der Trading Range verweilt und desto häufiger die Begrenzungen getestet und „respektiert“ wurden, desto stärker wird auch die Bedeutung der Unterstützung und des Widerstands. Immer mehr Marktteilnehmer werden auf diese Chartmarken aufmerksam und beziehen sie in ihre Trading-Entscheidungen mit ein; dadurch steigt auch das allgemeine Interesse, dass der Kurs an den entscheidenden Zonen wieder seine Richtung ändert. Gleichzeitig folgt daraus aber auch, dass ein Ausbruch höchstwahrscheinlich einen sehr dynamischen Charakter haben wird. Sobald die Range nämlich verlassen wird, werden die Stop-Loss-Orders von den Tradern ausgeführt, die die Range handeln. Desto mehr Marktteilnehmer nun von der Bewegung zwischen der Unterstützung und dem Widerstand profitieren möchten, desto mehr Stop-Loss-Orders liegen auch knapp oberhalb bzw. unterhalb der Range. Die Folge bei einem Ausbruch ist ein sehr schneller Aufbau von Momentum, welcher jedoch immer noch keinen Fehlausbruch ausschließt. Auf diese Weise können auch Kerzen mit langen Lunten/Dochten entstehen, dessen Schlusskurs jedoch wieder in der Range liegt.

Dieses „Ping-Pong-Spiel“ geht solange weiter, bis eine Seite die Überhand gewinnt und der Kurs nachhaltig in eine Richtung ausbrechen kann.

Bild 1: Wir befinden uns in einer Range, dessen Begrenzungen an den Kerzenkörpern eingezeichnet sind. Sollten wir die Unterstützungszone antesten, kann ein Long-Trade (nach den eigenen Kriterien) eröffnet werden; Ziel wäre der Widerstandsbereich auf der Oberseite (USDCAD, M15, 21.09.2020 bis 22.09.2020).

Trading Range 1

Der Ausbruch

Sobald der Ausbruch geschehen ist, steigen die Trendfolge-Händler wieder in den Markt ein, um von der nächsten Trendbewegung zu profitieren. Häufig findet nach einem nachhaltigen Ausbruch (dieser zeichnet sich durch mindestens einen Schlusskurs außerhalb der Range und erhöhtes Volumen bei der Ausbruchsbewegung aus) eine Rückkehrbewegung an die Seitwärtszone statt.
Der vorherige Widerstand (bei einem Long-Ausbruch) nimmt nun eine Unterstützungsfunktion im Chart ein und kann angetestet werden. Bei einem Ausbruch aus der Trading Range nach unten wird die ehemalige Unterstützungszone zu einem Widerstandsbereich und kann von unten erneut angetestet werden. Bei der Rückkehrbewegung sollte auf ein geringeres Volumen als beim Ausbruch geachtet werden, da diese gegen den Trend verläuft (und das Volumen laut der Dow-Theorie immer in Trendrichtung ansteigen sollte).

 

Wie trade ich die Range?

Der erste Schritt ist das Festlegen der zwei Bereiche, zwischen denen sich der Kurs stets hin und her bewegt. Damit ergeben sich auch die Regionen in denen man einen Long- bzw. Short-Trade eingehen kann.

Befindet sich der Kurs nun am unteren Ende der Range, hat man mehrere Möglichkeiten. Eine riskantere Variante ist das direkte Eröffnen einer Long-Position mit einer Buy-Limit-Order, welche an der Unterstützung platziert wird. Ratsamer ist es jedoch auf ein Umkehrsignal in der niedrigen Zeiteinheit zu achten. Dies kann ein Trendwechsel (also ein Wechsel von fallenden Tiefs und Hochs zu steigenden Tiefs und Hochs) oder eine Umkehrformation in einer untergeordneten Zeitebene sein. Eine weitere Möglichkeit besteht darin abzuwarten, bis sich eine bullische Kerze(nformation) an der Unterstützung ausgebildet hat. Dies kann z.B. ein Hammer oder ein Bullish Engulfing sein (in Bild 1 sieht man z.B. ein Bearish Engulfing).
Allgemein sollte man hier verschiedene Methoden backtesten (die Strategie in alten Charts ausprobieren und daraus einen Erwartungswert ermitteln bzw. gegebenenfalls etwas an der Strategie verbessern) und sein eigenes System entwickeln, nach welchen Kriterien nun ein Trade eröffnet wird.

Das beschriebene Prinzip gilt ebenso für die Eröffnung von Short-Positionen am oberen Ende der Trading Range.

Bild 2: Gezeigt wird derselbe Chart wie zuvor auch, der Trade wäre perfekt aufgegangen. Der Einstieg wäre in der Region vom orangenen Kreis gewesen und der Take-Profit im blauen Kreis. Der bereits angesprochene mögliche Fehlausbruch ist hier mit einem langen Docht an der letzten Kerze gut zu erkennen. Es ergibt sich nun wieder eine Short-Möglichkeit innerhalb der Trading Range (USDCAD, M15, 21.09.2020 bis 22.09.2020).

Trading Range 2

Den Stop-Loss sollte man nicht zu eng platzieren, sodass man dem Markt etwas Luft lässt. Bei einem Short-Trade kann man sich z.B. die letzten Hochs ansehen (beim Long-Trade die letzten Tiefs), welche sich bei den letzten Tests des Widerstands ausgebildet haben. Leicht oberhalb des Niveaus (bzw. unterhalb beim Long-Trade) kann dann z.B. der Stop-Loss platziert werden. Aber auch dies hängt von den Kriterien ab, welche man für den Einstieg verwendet. Nimmt man als Einstiegskriterium z.B. eine Umkehrformation in der niedrigeren Zeiteinheit, und steigt nicht direkt per Limit an der Unterstützung/dem Widerstand ein, kann der Stop-Loss auch direkt unter/über der Formation gesetzt werden.

Elementar ist jedoch auch der Ausstieg. Man handelt in einer Range die höhere Wahrscheinlichkeit, dass der Kurs weiterhin in der Zone verweilt, als dass er ausbricht. Nur auf Basis von diesem Prinzip macht die Positionseröffnung Sinn. Deshalb sollte aber auch der Take Profit auf der anderen Seite der Range unbedingt platziert werden und nicht jedes Mal gehofft werden, dass dieses Mal der Ausbruch folgen wird. Sieht man die Wahrscheinlichkeit als sehr hoch an (statistisch begründet!), dass nun ein Ausbruch folgt, so kann ein Teilverkauf am anderen Range-Ende erfolgen und die Restposition mit einem Stop-Loss auf Break-Even laufen gelassen werden (risikolos). Der Vorteil vom Teilverkauf ist das Reduzieren der emotionalen Last, falls der Kurs doch nicht ausbricht. In dem Fall hat man trotzdem Gewinne realisiert und somit einen guten Mittelweg gefunden, wie man in beiden Varianten (Ausbruch und kein Ausbruch) profitiert.

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Autor und Quelle:

Jan Fuhrmann

Jan Fuhrmann beschäftigt sich in seiner Freizeit ausgiebig mit der Technischen Analyse der Finanzmärkte. Interessierten hilft er gerne mit seinen täglichen Aktivitäten auf Instagram weiter, wo er gemeinsam mit einem Freund die Accounts @die.aktionaere und @die.trader führt. Das Hauptziel ist dabei die Förderung der Aktionärskultur in Deutschland.

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