Volume Weighted Average Price (VWAP) - Einer der wichtigsten Indikatoren für Daytrader

Balance Waage

Der VWAP kann für Daytrader eine wichtige Stütze sein, um bei liquiden Aktien die Signifikanz von Widerstands- und Unterstützungsbereichen einschätzen zu können. Wie der Indikator funktioniert und wie ihn Trader in der Praxis konkret anwenden können, zeigt dieser Artikel.

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Warum hat der VWAP Einfluss auf das tägliche Marktgeschehen?

Man muss sich folgendes Szenario vorstellen. Da sitzt ein großer Fondsmanager, der den Auftrag erhalten hat, mehrere Millionen Stück einer bestimmten Aktie zu kaufen. Natürlich kann er nicht einfach eine Market-Best-Order ins System stellen, da ansonsten der Kurs kurzfristig explodieren und er durchschnittlich einen sehr schlechten Preis erzielen würde. Also orientiert sich der Fondsmanager am „fairen“ Preis der Aktie, sprich am VWAP. So will er verhindern, die Aktie zu teuer einzukaufen.

Nehmen wir also an, der Kurs befindet sich gerade weit über dem VWAP. Dann wird der Fondsmanager in den meisten Fällen keinen Kaufauftrag platzieren, da der Kurs zu hoch ist. Kommt der Kurs aber wieder zum VWAP zurück, bekommt er einen fairen Preis und beginnt zu kaufen. Der Kurs geht in der Folge wieder nach oben und erlebt somit einen natürlichen Bounce weg vom VWAP (Bild 1).

Bild 1: Schema VWAP Long

Bild 1 Schema VWAP Long

Bild 1: Das Schema zeigt, wie der VWAP im Tagesverlauf als Unterstützung wirken kann.

Vice versa haben wir das Szenario natürlich auch auf der umgekehrten Seite. Nehmen wir also an, der Fondsmanager bekommt eine größere Verkaufsorder herein oder möchte eine solche platzieren. Natürlich wird er versuchen, möglichst am fairen Preis und nicht darunter zu verkaufen. Somit wird der VWAP wiederum auch zu einem möglichen Widerstand während des Handelstages. Besonders bei stark gehandelten Titeln mit viel Volumen hat der VWAP eine recht große Signifikanz. Bei Wertpapieren mit kleineren Volumina, bei denen selten größere Aufträge platziert werden, wird der Indikator dagegen weniger gute Ergebnisse abliefern.

Bild 2: Schema VWAP Short

Bild 2 Schema VWAP Short

Bild 2: Das Schema zeigt, wie der VWAP im Tagesverlauf als Widerstand wirken kann.

Der VWAP in der Praxis

Schauen wir uns einen Chart des S&P 500 an. Sie können zwar keinen S&P 500 Index per VWAP analysieren, da dieser bekanntlich nur eine Indikation ist und kein Volumen hat. Abhilfe bekommen Sie aber beispielsweise durch die Betrachtung des ETFs SPY SPDR S&P 500 Trust auf den Index. Bild 3 zeigt einen 15-Minuten-Chart auf den ETF SPY. Es spielt hier absolut keine Rolle, ob man die Periode 15 Minuten, fünf Minuten, 30 Minuten oder 60 Minuten wählt, da der VWAP auf Tagesbasis überall gleich dargestellt wird. Schön zu sehen ist, wie der Indikator immer wieder entweder als Widerstand oder als Unterstützung während des Handelstages dient.

Bild 3: Analyse mittels VWAP

Bild 3 Analyse mittels VWAP

Bild 3: Der 15-Minuten-Chart des S&P 500 ETF (SPY) vom 1. bis 5. August 2014 zeigt anschaulich, wie der VWAP intraday als deutliches Level wirken kann.

Schlussfolgerungen

  • Befinden sich die Kurse während des Handelstages über dem VWAP, ist dies ein bullisches Signal und die Wahrscheinlichkeit auf einen weiteren bullischen Tagesverlauf ist hoch.
  • Befinden sich die Kurse während des Handelstages unter dem VWAP, ist dies ein bärisches Signal und die Wahrscheinlichkeit auf einen weiteren bärischen Tagesverlauf ist hoch.
  • Kreuzungspunkte während des Handelstages können entscheidende Trendveränderungen hervorrufen und somit als Trading-Signal genutzt werden. So sehen Sie beispielsweise in Bild 3, dass beim Bruch des Widerstands 1 ein Kaufsignal generiert wurde. Danach kletterte der Kurs über den gesamten Handelstag weiter nach oben. Vice versa sehen Sie tags darauf, dass sich die Kurse anfangs zwar noch recht positiv entwickeln konnten, spätestens aber nach dem Bruch der Unterstützung 2 die Bären das Kommando übernommen haben. Danach kam es zu einem kleinen Impuls nach unten und zu einem erneuten Retest des VWAP am Widerstand 2. Hier haben jedoch erneut Großanleger begonnen zu verkaufen, ganz im Sinne des Einführungsbeispiels. So prallte der Kurs nach Regieplan wieder vom VWAP ab und bewegte sich weiter nach unten.

Wie eingangs erwähnt, kann man diesen Indikator nicht für jedes Wertpapier verwenden. So gilt es herauszufinden, bei welchen Titeln er besonders gut funktioniert und bei welchen nicht. Das ist wiederum die Aufgabe jedes einzelnen Traders.

Die unzählige Male ausgezeichnete Trading-Plattform NanoTrader bietet neben über 100 Indiktoren auch den VWAP, TWAP, das Volume Profile und den Volume Viewer. Roland Jegen gibt in dem nachfolgenden Webinar einen detaillierten Einblick in den Handel von US Märkten mit dem NanoTrader unter Verwendung von VWAP und TWAP.

 

Trading-Beispiele

Nun möchte Ihnen der Autor ein gutes Beispiel aus der realen Welt zeigen. Hier handelt es sich um den ETF UVXY ProSharesUltra VIX, der einen zweifachen Hebel auf den Volatilitätsindex VIX darstellt. Diesen ETF hat der Autor im Zeitraum Ende Juli/Anfang August 2014 mit dieser simplen und zugleich effektiven Strategie des Öfteren gehandelt. Der Trading-Plan hierzu sah wie folgt aus:

  1. Gehe long, wenn wir im 15-Minuten-Chart einen Schlusskurs über dem VWAP bekommen und diesen von unten nach oben kreuzen.
  2. Der Stopp-Loss geht unter das Tief der getriggerten 15-Minuten-Kerze.
  3. Traile die Position mit einem 30-Minuten-Stopp (jeweils unter das Tief der letzten 30 Minuten).
  4. Sobald das ursprüngliche Risiko verdient wurde, setze den Stopp-Loss auf Break-Even und nimm Teilgewinne mit.

Schauen Sie sich nun den Chart dazu an (Bild 4). In diesem Trade vom 1. August 2014 sahen wir etwa eine Stunde nach Markteröffnung, wie der VWAP nach oben durchbrochen wurde, um ein Kaufsignal bei 31,40 zu geben. Knapp zwei Stunden später wurde die Position mit einem 30-Minuten-Trailing-Stopp bei 34,73 Dollar ausgestoppt, was immerhin einen Intraday-Gewinn von 8,9 Prozent brachte.

Bild 4:Trading-Beispiel 1 (15-Minuten-Chart)

Bild 4 Trading-Beispiel 1 (15-Minuten-Chart)

Bild 4: Etwa eine Stunde nach Markteröffnung am 1. August 2014 wurde der VWAP nach oben durchbrochen und eröffnete ein Kaufsignal bei 31,40 Dollar. Knapp zwei Stunden später wurde die Position durch einen 30-Minuten-Trailing-Stopp bei 34,73 Dollar ausgestoppt, was intraday einen Gewinn von 8,9 Prozent brachte.

 
Eine Woche zuvor gab es einen ähnlichen Trade mit der gleichen Taktik (Bild 5). Hier sahen wir nach einer negativen Eröffnung unter dem VWAP gleich in den ersten 15 Minuten den Ausbruch inklusive Schlusskurs über dem Indikator, was ein Kaufsignal mit sich brachte. In der Folge wurde der Trade mit einem Stopp-Loss bei 27,30 Dollar wieder verlassen. Dieses Mal sahen wir also keinen allzu langen Impuls nach oben. Dafür ist aber umso schöner zu sehen, dass nach dem Bruch des VWAP nach unten der Tag gelaufen war. Es bildete sich ein bärischer Wimpel, inklusive eines Retests des VWAP nach oben, bis die Bären beim Bruch des Wimpels nach unten das Ruder übernahmen und die Kurse deutlich drückten.

Bild 5: Trading-Beispiel 2 (15-Minuten-Chart)

Bild 5 Trading-Beispiel 2 (15-Minuten-Chart)

Bild 5: Hier sahen wir nach einer negativen Eröffnung am 28.07.2014 unter dem VWAP gleich in den ersten 15 Minuten den Ausbruch inklusive Schlusskurs über dem Indikator, was ein Kaufsignal mit sich brachte. In der Folge wurde der Trade mit einem Stopp-Loss bei 27,30 Dollar wieder verlassen.

Infobox VWAP

Infobox VWAP

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der VWAP hauptsächlich eine Hilfe für Daytrader während des Handelstages ist. Natürlich kann er auch Swing Tradern dienen, beispielsweise wenn man einen guten Intraday Entry oder Exit in einer Aktie sucht. Gleichzeitig sei auch nochmals erwähnt, dass dieser Indikator vor allem bei liquiden Wertpapieren funktioniert. Ob man hierbei einen VWAP-Ausbruch nach oben als mögliches Long-Signal oder einen VWAP-Ausbruch nach unten als mögliches Short-Signal benutzt, ist unerheblich.

Weitere Informationen zu technischen Indikatoren

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Autor

Achim Mautz ist seit mehr als 15 Jahren im Bereich Asset-Management tätig und hat sich in den letzten Jahren intensiv auf den Bereich Swing- und Daytrading spezialisiert.

Achim Mautz

Quelle: TRADERS' Mag.

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