Was uns die Charts verraten - Technische Analyse der Währungspaare

Was uns die Charts verraten

Die meisten Werkzeuge, die die Technische Analyse (TA) bereithält, lassen sich gut im Devisenhandel einsetzen. Klassische Chartformationen wie Trendkanäle oder Widerstands- und Unterstützungslinien können ebenso genutzt werden wie fortgeschrittene Techniken zur Trenderkennung, Indikatoren und Oszillatoren sowie Candlestick-Formationen.

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Währungen sind trendstark

Währungen sind eine der trendstärksten Anlageklassen. Da sich am Forex-Markt sowohl positive als auch negative Prognosen problemlos in Long- oder Short-Position umsetzen lassen, ist die Richtung des Trends – anders als zum Beispiel bei Aktien – für den Trader unerheblich. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Währungspaare, die sich die meiste Zeit über in Seitwärtsphasen aufhalten. Vor allem Währungen aus vergleichbaren Wirtschaftsräumen bewegen sich häufig über längere Zeiträume seitwärts. Sobald sich eine dieser beiden Volkswirtschaften deutlich besser oder schlechter als die jeweils andere entwickelt, entsteht aus der Seitwärtsbewegung heraus ein neuer Trend. Diese beiden Zustände (Trend und Seitwärtsbewegung) lassen sich am Währungsmarkt meist gut voneinander abgrenzen.

Point&Figure und Renko

Aufgrund des Trendverhaltens von Devisen bietet sich für die Analyse des Wechselkurses eine relativ unbekannte Chartart an: die sogenannten „Point&Figure- Charts“ (P&F). Dies ist eine alternative Darstellungsvariante zu den weit verbreiteten Bar- und Candlestick-Charts. Bild 1 zeigt den Unterschied zwischen den Chartarten.


Möchten Sie das Thema zeitunabhängige Charts vertiefen? Dann helfen Ihnen diese Artikel sicherlich bestens weiter:

Renko:

Point&Figures:


Im Vordergrund des P&F-Charts steht nicht länger die preisliche Entwicklung gemessen an der Zeit, sondern die Entwicklung des Kurses. Zeiten, in denen nur geringe Preisveränderungen stattfinden (das heißt Seitwärtsbewegungen), werden aus dem Chartbild herausgefiltert. Dementsprechend weist der Chart eine variabel skalierte Zeitachse auf. Eine ähnliche Darstellungsvariante, die aber visuell einfacher verständlich ist, sind die sogenannten „Renko-Charts“. In beiden Chartarten lässt sich mit Trendlinien, Indikatoren und Formationen arbeiten. Bei der Anwendung sollte man stets beachten, dass die Zeitachse im Unterschied zu „normalen“ Charts variabel ist. Es kann also vorkommen, dass sich der Chart über längere Zeit nicht verändert, wenn die Kursschwankungen zu gering waren beziehungsweise sich keine größere Bewegung ausgebildet hat. Sowohl Point&Figure-Charts als auch Renko-Charts lassen sich auf Tages- und auf Intraday- Daten anwenden.

Bild 1 Vergleich Renko- (oben), Point&Figure- (Mitte) und Candlestick-Chart (unten)

Bild 1: Vergleich Renko- (oben), Point&Figure- (Mitte) und Candlestick-Chart (unten) Beim Renko-Chart repräsentiert jeder Kasten (Brick) eine Bewegung um die gleiche Anzahl Pips in eine Richtung. Beim Point&Figure-Chart stellen X steigende Kurse und O fallende Kurse in jeweils fester Größenordnung (zum Beispiel 60 Pips) dar. Beim Candlestick-Chart ist die Zeitachse dagegen linear.


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Widerstand und Unterstützung

Die Kurse von Aktien weisen oft – mit mehr oder weniger langen Korrekturen – eine langfristige Aufwärtsbewegung auf. Währungen und festverzinsliche Wertpapiere dagegen schwanken häufig um einen Wert. So notierte der Euro gegen den Dollar bereits Mitte 2006 auf dem gleichen Niveau wie zuletzt im Oktober 2012. Dennoch gab es für den Trader gute Möglichkeiten, von dem dazwischen liegenden Auf- und Abwärtstrend zu profitieren. Diese langfristigen Schwankungen führen dazu, dass sich auf dem aktuellen Preisniveau häufig Widerstände und Unterstützungen befinden, die aus historischen Bewegungen resultieren. Daher ist es auch für kurzfristig orientierte Trader sinnvoll, sich mit langfristigen Charts auseinanderzusetzen, um solche Zonen wahrzunehmen und in die Analyse mit einfließen zu lassen. Des Weiteren sollte man als Trader stets – unabhängig von dem Zeitfenster, in dem man handelt – das „Big Picture“ im Auge behalten. Währungen bewegen sich oft über lange Zeit in stabilen Trends. Daher ist es vor allem als Einsteiger in der Regel besser, mit dem Trend zu handeln und nicht gegen ihn.

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Mehrere Zeitebenen

Die Methodik, mehrere Zeitfenster in die Analyse und in die daraus resultierenden Handelsentscheidungen einfließen zu lassen, wird im Fachjargon als Multiple Time Frame-Analyse bezeichnet. Aus dem Konzept lassen sich primär zwei Herangehensweisen ableiten. Erstens: Viele Trader überprüfen, bevor sie eine neue Position eingehen, die Situation im übergeordneten Zeitfenster (zum Beispiel kleines Zeitfenster: Minutenchart, übergeordnetes Zeitfenster: Stundenchart). Erst wenn sich auch im Stundenchart auf demselben Niveau wie im Minutenchart keine Widerstände beziehungsweise Unterstützungen befinden und sich der Wechselkurs auch nicht in einem übergeordneten, entgegengesetzten Trend bewegt, realisieren sie den Trade. Zweitens: Viele Trader nutzen den Ansatz, um in einen langfristigen Trend einzusteigen. Das kleinere Zeitfenster ermöglicht oft ein besseres Timing. Allerdings wird der Trade, nachdem der Einstieg erfolgt ist, im längerfristigen Chart gemanagt. Hierbei droht jedoch die Gefahr des sogenannten „Overtradings“. Anstatt sich auf die langfristige Perspektive zu konzentrieren beobachten viele Trader auch nach dem Einstieg die Position im untergeordneten Zeitfenster und gehen so unnötige Risiken ein. Betrachtet man Unterstützungen und Widerstände, sollte man beim höchsten verfügbaren Zeitfenster anfangen und sich zur primären, zeitlich kleinsten Einheit „herunterarbeiten“.

Bei der Analyse von Trends sollten beide Zeitfenster in einer sinnvollen Relation stehen. Wenn Sie mit einem Erwartungshorizont von einigen Pips scalpen, müssen Sie in der Regel keine Rücksicht auf den übergeordneten, langfristigen Trend etwa im Tageschart nehmen. Beim Scalping nutzen Anleger kleinste Kursschwankungen. Dabei werden oft schon nach wenigen Ticks die Positionen glattgestellt. Doch ein Blick in den 5-Minuten-Chart kann auch für Scalper neue Aufschlüsse bieten. Bestätigt sich die eigene Prognose im übergeordneten Zeitfenster, spricht vieles dafür, dass der Trade Sinn macht.

Fibonacci

Das Fibonacci-Konzept erfreut sich aufgrund seiner einfachen Anwendbarkeit gerade im Devisenhandel großer Beliebtheit. Bei der Fibonacci-Folge handelt es sich um eine Zahlenreihe, die wie folgt beginnt: 0, 1, 1, 2, 3, 5,8, 13. Man erhält die jeweils folgende Zahl durch Addition der beiden Vorgänger (3 + 5 = 8; 5 + 8 = 13 und so weiter). Für Trader ist vor allem das daraus resultierende Ratio von 61,8 Prozent (das Verhältnis einer Zahl zu ihrem Nachfolger) und der Gegenwert von 38,2 Prozent (100 Prozent - 61,8 Prozent) interessant. Diese beiden Quotienten werden genutzt, um nach einer Kursbewegung das voraussichtliche Ausmaß einer Korrekturbewegung abzuschätzen. Die daraus resultierenden Fibonacci-Niveaus dienen als Widerstands-oder Unterstützungszone. Neben dem Abschätzen von Korrekturbewegungen lässt sich die Methode auch nutzen, um Kursziele zu bestimmen. Beim Einsatz von Fibonaccis sollte man darauf achten, dass der Markt in der Regel nicht auf den Pip genau dreht. Häufig ist auch nur ein kurzes Verweilen auf dem Niveau zu beobachten, bevor der Markt seine Bewegung weiter fortsetzt. Sobald eine Fibonacci-Marke einmal verletzt wurde, ist sie in der Folge als ungültig zu betrachten und nicht weiter in die Analyse mit einzubeziehen. Es empfiehlt sich, Fibonaccis in Kombination mit einem weiteren Ansatz anzuwenden. Fällt ein Fibonacci-Niveau beispielsweise mit einer Trendlinie zusammen, ergibt sich häufig ein starkes Signal. Auch die Kombination mit Candlesticks oder Indikatoren kann funktionieren.

Bild 2: Fibonacci

Bild 2: Der Chart zeigt einen „Treffer“ der Fibonacci-Ratios. Nachdem die initiale Abwärtsbewegung beim EUR/JPY stoppte, legte der Kurs genau 38,2 Prozent dieser Strecke als Aufwärtskorrektur zurück. Der Fibonacci-Punkt war das Ende der Korrektur. Im Anschluss erreichte der Kurs neue Tiefs.

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Pivots

Pivot-Punkte wurden von Tradern auf dem Börsenparkett entwickelt und stammen ursprünglich aus dem Future-Handel. Heute werden sie zunehmend auch im Forex-Handel eingesetzt. Aufgrund ihrer einfachen Anwendbarkeit erfreuen sich Pivots sowohl unter institutionellen als auch unter privaten Tradern einer wachsenden Beliebtheit. Pivot-Punkte sind berechnete Unterstützungs- und Widerstandsmarken. Die Berechnung erfolgt in der Regel mit Tagesdaten. Angewendet werden sie aber (fast) ausschließlich im kurzfristigen Intraday-Handel. Basierend auf einem Mittelpunkt werden meist jeweils zwei oder drei Widerstände und Unterstützungen berechnet. Im Laufe der Jahre hat sich eine Vielzahl von Variationen zur klassischen Berechnung ausgebildet – unter anderem, um Eröffnungslücken zu berücksichtigen. Für die Berechnung des Pivot-Punktes für den aktuellen Tag sowie der darauf basierenden Unterstützungs- und Widerstandsmarken werden der Hoch-, Tief- und Schlusskurs des Vortages benötigt:

Pivot-Punkt (PP) = (Hoch + Tief + Schluss) / 3

Unterstützungen (U): U1 = (2 * PP) - Hoch U2 = PP - Hoch + Tief U3 = Tief - 2 * (Hoch - PP)

Widerstände (W): W1 = (2 * PP) - Tief W2 = PP + Hoch - Tief W3 = 2 * (PP - Tief + Hoch)

Die berechneten Unterstützungen und Widerstände fungieren wie klassische Unterstützungsund  Widerstandsbereiche. Das Beobachten der Pivot-Punkte und der darauf basierenden Unterstützungen und Widerstände ist vor allem an ereignislosen Tagen interessant. Der Markt schwankt häufig zwischen dem ersten Widerstand und der ersten Unterstützung. Verlässt der Markt diesen Bereich in eine Richtung, ist damit zu rechnen, dass sich der Trend im Laufe des Tages fortsetzt. An Tagen, an denen durch externe Einflüsse, etwa die Veröffentlichung von Wirtschaftsdaten, hohe Schwankungen zu erwarten sind, hat sich das Konzept in der Vergangenheit als weniger erfolgreich herausgestellt.

Bild 3: Pivot-Punkte beim EURUSD

Bild 3: Der Chart zeigt die täglichen Pivot-Punkte. Die unteren drei Markierungen sind die Unterstützungen U1 bis U3, die oberen drei die Widerstände W1 bis W3. Die mittlere Markierung zeigt die Pivot-Punkte.

Der Chart zeigt die täglichen Pivot-Punkte. Die unteren drei Markierungen sind die Unterstützungen U1 bis U3, die oberen drei die Widerstände W1 bis W3. Die mittlere Markierung zeigt die Pivot-Punkte.


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Fazit

Einer der Vorteile der Technischen Analyse ist ihre universelle Einsetzbarkeit. Egal, ob Sie mit Aktien, Futures oder Devisen handeln – die Grundkonzepte der Technischen Analyse sind in jedem Markt und auf jeden Basiswert anwendbar. Auch die Zeitebene hat nur geringen Einfluss auf die Wirksamkeit des Ansatzes.

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