Die Cup-and-Handle-Formation

Cup and handle Beispiel

Die Cup-and-Handle-Formation gehört zu den Umkehrformationen, wobei sich der Trend in einer ausgeprägten Bodenbildung langsam umkehrt. Somit stellt sie das Gegenteil zur sehr dynamischen und schnellen V-Umkehr dar. Häufig wird die Bezeichnung Untertassen-Formation oder „Rounding Bottom“ genannt, welche im Kern dieselbe Struktur bezeichnet (hier erfolgt noch die Ergänzung des „Henkels“). In der Regel ist dieses Muster als bullisches Beispiel anzutreffen, weshalb dieses exemplarisch im Folgenden erläutert wird.
Die Formation wird man vor allem in langfristigen Charts sehen, wobei man sie im kürzeren Blick natürlich nicht kategorisch ausschließen sollte. Linie

Kursverlauf 

Der Kursverlauf bei einer Cup-and-Handle-Formation folgt dem Bild einer wirklichen Tasse, bei der der Henkel gerade auf der rechten Seite zu sehen ist.

Cup and Handle Formation Activision Blizzard

Bild 1: Eine Cup-and-Handle-Formation bei Activision Blizzard (ATVI, Weekly, 2017 bis 2020).


Das Beispiel zeigt den Kursverlauf von Activision Blizzard Inc. seit dem Jahr 2017. Zunächst fällt der übergeordnete Aufwärtstrend auf, welcher sich seit dem Allzeithoch aus dem Jahr 2018 in einer Abwärtskorrektur befindet. Diese erfolgt in den ersten Wochen ziemlich dynamisch, verliert im Anschluss aber an Momentum. 
Das führt fast zu einer Seitwärtsphase, allerdings werden noch tiefere Tiefs (im Sinne des Abwärtstrends der Korrektur) ausgebildet. Kurz nach dem Jahreswechsel zu 2019 steigen die Tiefs jedoch auch wieder und die Verkäufer schaffen es nicht mehr genug Druck auszuüben, um den Kurs weiter nach unten zu bewegen und den Abwärtstrend (durch ein neues tieferes Tief) somit erneut zu bestätigen.
In der nächsten Phase findet der Ausbruch aus der „Seitwärtsphase“ zur Oberseite statt und zwangsläufig erfolgt die Ausbildung eines höheren Hochs. Darauf folgen auch steigende Tiefs, sodass man von einem untergeordneten Aufwärtstrend sprechen kann. Der übergeordnete Aufwärtstrend wird jedoch erst wieder bestätigt, wenn das Allzeithoch überwunden wird. Erst dann wird im langfristigen Chartbild das letzte aktive Trendhoch überboten.
Ist der Kurs am letzten Trendhoch (also hier das Allzeithoch) wieder angelangt, dann erfolgt die Ausbildung des „handle“. Normalerweise ist dies eine Flagge, welche als kurze Konsolidierung erfolgt, bevor sich der Kurs im Anschluss in Richtung des übergeordneten Trends weiterbewegt.

Der erste Abverkauf spiegelt die linke Seite der Tasse dar. Der Boden hat einen runden Charakter durch zunächst tiefere Tiefs, welche aber das jeweils vorherige Trendtief immer weniger unterschreiten. Dann beginnen die Tiefs wieder zu steigen und es entsteht die typische Rundung – der Boden der Tasse. Im Anschluss erfolgt die starke Aufwärtsbewegung als rechter Rand der Tasse. Ist der Kurs wieder auf der Höhe wie vor dem Abverkauf, dann sind die Ränder der Tasse auf beiden Seiten gleich hoch und der Henkel kann ausgebildet werden. Dieser entspricht der Flagge (bzw. der kurzen Konsolidierung).

Volumenverlauf

In der Regel erfolgt ein Abverkauf in Begleitung von höherem Volumen. Für den übergeordneten Trend ist es umso besser, desto weniger Umsatz in der Korrektur (also dem Abverkauf) zu identifizieren ist. Da es sich bei der Cup-and-Handle-Formation um einen lange ausgebildeten und ausgeprägten Boden handelt, so ist vor allem wichtig, dass in dieser Zeit ein hohes Volumen gehandelt wurde. Eine starke Bodenbildung wird generell von viel Volumen gestützt.
Betrachtet man das Volumenprofil, welches den Umsatz zu jedem Kurs anzeigt, so sieht man in der Region des Bodens bei Activision Blizzard Inc. sehr viel Volumen. Dies stützt die Nachhaltigkeit des Bodens, was sich im Nachhinein auch als richtig herausgestellt hat.

Hohes Volumen

Bild 2: Hohes Volumen am Boden der Formation (ATVI, Weekly, 2018 bis 2020).

Sobald die übergeordnete Trendrichtung (aufwärts) wieder aufgenommen wird, sollte auch das Volumen wieder ansteigen. Gemäß der – bei technischen Analysten bekannten – Dow-Theorie sollte der Umsatz immer in Trendrichtung ansteigen. Gerade beim Ausbruch aus dem Henkel (also der Flagge) ist hohes Volumen wichtig, damit die darauffolgende Ausbildung eines neuen Hochs mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nachhaltig ist.

Handelsmöglichkeit

Da die Formation eine lange Ausbildungszeit hat, ist es schwierig eine genaue Vollendung zu definieren, bei der ein Einstiegssignal eindeutig ist. Hat man wie bei Activision Blizzard Inc. eine gut erkennbare „Seitwärtsphase“ am Boden, welche zugleich mit Volumen hinterlegt ist, so kann man den Trendwechsel zur Oberseite zum Einstieg nutzen. Wird ein höheres Hoch ausgebildet und die Zone (unten) verlassen, so ist die Trendumkehr wahrscheinlich geschehen und ein Einstieg wäre eine Variante um von den folgenden Kurssteigerungen zu profitieren.
Dieser kann entweder per Buy-Stop erfolgen, um beim Ausbruch aus der Zone direkt investiert zu sein, oder per Buy-Limit. Letzteres platziert man auf dem oberen Ende der Zone nachdem der Ausbruch geschehen ist; man setzt somit auf den Retest dieser Unterstützung.

Die zweite und „sicherere“ Option wäre es abzuwarten, bis das alte Trendhoch wieder erreicht wurde. Wird die Flagge dann ausgebildet, so kann man den Ausbruch aus dieser handeln, allerdings hätte man bereits einen großen Teil der Aufwärtsbewegung nicht mitgenommen. Da der Aufwärtstrend jedoch bestätigt wird, handelt man auch hier mit dem Trend und kann – solange dieser nicht umgekehrt wurde – von weiter steigenden Kursen ausgehen.

Cup and Handle Beispiel

Bild 3: Ein weiteres Beispiel für eine Cup-and-Handle-Formation, hier ist der Henkel eher ein Keil. Es scheint als wäre der Ausbruch vor wenigen Tagen geschehen (ACAD, Daily, Juni 2020 bis Dezember 2020).

Zusammenfassung

Die Cup-and-Handle-Formation ist vor allem in langfristigen Charts zu sehen und zeigt eine – am besten mit viel Volumen unterstützte – Bodenbildung. Auf die lange andauernde Bodenbildung folgt die Wiederaufnahme des übergeordneten Trends und zuletzt die Ausbildung des Henkels (in der Regel als Flagge).
Die Cup-and-Handle-Formation kann vor allem auf zwei Arten gehandelt werden: Entweder man entscheidet sich für den Einstieg direkt nach dem Ausbruch aus der Bodenbildung oder man wartet die Ausbildung der Flagge ab, um diese dann entsprechend zum Einstieg zu nutzen.
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Autor und Quelle:

Jan Fuhrmann

Jan Fuhrmann beschäftigt sich in seiner Freizeit ausgiebig mit der Technischen Analyse der Finanzmärkte. Interessierten hilft er gerne mit seinen täglichen Aktivitäten auf Instagram weiter, wo er gemeinsam mit einem Freund die Accounts @die.aktionaere und @die.trader führt. Das Hauptziel ist dabei die Förderung der Aktionärskultur in Deutschland.

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